Bayerns Nachbarn im Süden

Museumsaustellung in Bregenz

Der Bayernbund-Kreisverband Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen hat seine Veranstaltungen im ersten Halbjahr 2019 unter das Motto „Bayern und seine Nachbarn im Süden“ gestellt. In diesem Rahmen besuchten 40 Mitglieder des Kreisverbands unter der bewährten Reiseleitung von Ludwig Bertl und Altlandrat Luitpold Braun die Stadt Bregenz und den Bregenzerwald.

Ziel der Exkursion war das Vorarlberg Museum, in dem die Teilnehmer einen tiefen Einblick in die Vorarlberger Geschichte bis in die Neuzeit erhielten. Das kunst- und kulturgeschichtliche Landesmuseum des Bundeslandes Vorarlberg(Österreich) wurde 1857 gegründet, 2009 abgerissen, an selber Stelle unter Hinzunahme des benachbarten Gebäudes neu errichtet und im Juni 2013 mit doppelter Ausstellungsfläche neu eröffnet.

Vorarlberg war mindestens seit 500 v. Chr. vom keltischen Volksstamm der Brigantier besiedelt. Im Jahr 15 v. Chr. eroberten die Römer das Gebiet und bauten die Stadt Brigantium (Bregenz) zu einem wichtigen Militärstandort und Bodenseehafen aus.

Mit den Alemannen kam das Gebiet zum Fränkischen und 843 n. Chr. zum Ostfränkischen Reich. Seit dem 14. Jahrhundert gelangten die einzelnen Herrschaften an die Habsburger, die bestrebt waren, ihre Territorien in der heutigen Schweiz in Österreich zu arrondieren.

Mit der Errichtung des Tirolischen Kreisamtes Vorarlberg 1786 tritt das Land das erste Mal geschlossen in Erscheinung.

In napoleonischer Zeit, zwischen 1806 und 1814, gehörte das Gebiet Vorarlbergs zu Bayern und kam dann bis auf einige Westallgäuer Teile an Österreich zurück; es wurde weiterhin von Innsbruck aus verwaltet.

1861 wurde Vorarlberg Kronland. Nach dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie trennte Vorarlberg 1918 seine Verwaltung von derjenigen Tirols. Eine Volksabstimmung, die Verhandlungen mit der Schweiz über einen Beitritt Vorarlbergs zur schweizerischen Eidgenossenschaft befürwortete, ergab 1919 eine Mehrheit von gut 80 Prozent, scheiterte jedoch an der zögerlichen Politik der Vorarlberger Landesversammlung und am Schweizer Bundesrat, der das sorgsam austarierte Verhältnis zwischen Sprachen und Konfessionen in der Schweiz nicht durch einen zusätzlichen Kanton mit deutschsprachigen Katholiken ins Ungleichgewicht bringen wollte.

Beim sogenannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 wurde Vorarlberg mit ganz Österreich unter dem Jubel der einheimischen Nationalsozialisten de facto annektiert. Bereits kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Vorarlberg mit Tirol zum „Gau Tirol-Vorarlberg“ zwangsvereinigt und als selbständige Gebietskörperschaft aufgelöst. In Vorarlberg lebten 1938 nur noch sehr wenige Juden. Die seit dem 17. Jahrhundert bestehende Jüdische Gemeinde von Hohenems wurde zwangsweise aufgelöst und die Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.

Auch in Vorarlberg, das von Kriegshandlungen fast vollständig verschont blieb, forderten die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und der Zweite Weltkrieg Menschenleben, darunter aus rassistischen oder politischen Gründen Getötete und an den Fronten gefallene Soldaten. Seit dem Beginn der Zweiten Republik wird Vorarlbergs Politik von der konservativen Vorarlberger Volkspartei, zuvor, in der Zeit der Ersten Republik, von deren Vorgängerorganisation, der Christlichsozialen Partei, dominiert. Die SPÖ Vorarlbergschied 1974 aus der Landesregierung aus.

 

 

 

 

 

 

Blick aus dem Museum Vorarlberg über den Bodensee nach Lindau

Die ÖVP hatte bis zur Wahl 2014 – mit einer Ausnahme zwischen 1999 und 2004 – immer eine absolute Mandatsmehrheit im Landtag. Daher waren die in früheren Landesregierungen dem jeweiligen Juniorpartner in der Regierungskoalition zugestandenen Regierungssitze keine politische Notwendigkeit. Nach der Landtagswahl in Vorarlberg 2009, in deren Vorfeld es innerhalb der ÖVP/FPÖ-Koalition zu einem Zerwürfnis gekommen war, entschied sich die Vorarlberger Volkspartei mit ihrem damaligen Landeshauptmann Herbert Sausgruber erstmals seit 1945 dazu, eine Alleinregierung zu bilden. Nach der Landtagswahl 2014 kam es erstmals zu einer Koalition zwischen der ÖVP und den Grünen.

Mit dem Einzug der NEOS bei der Landtagswahl 2014 gehören dem Vorarlberger Landtag erstmals in seiner Geschichte fünf Fraktionen an.

 

 

 

Zur Grundhaltung der Vorarlberger Politik gehört seit mehreren Jahrzehnten eine starke Betonung des österreichischen Föderalismus und eine teilweise fundamentale Opposition zur Österreichischen Bundesregierung in Wien.

Am Nachmittag reiste die Gruppe des Bayernbundes über Hittisau durch den Bregenzerwald zurück nach Bayern.