Jubiläums-Wirtshausmusikanten in Söllhuben mit Traudi Siferlinger
Das folgende Interview haben wir von Anton Hötzelsperger ( https://www.samerbergernachrichten.de/50-wirtshausmusikanten-in-soellhuben-mit-traudi-siferlinger/) übernommen:
Söllhuben/München (hö) – In diesen Tagen ist wieder Hochbetrieb in Söllhuben, einem idyllischen Ort in der Gemeinde Riedering im Landkreis Rosenheim. Wieder einmal sind die weiß-blauen Aufzeichnungs- und Übertragungswägen des Bayerischen Rundfunks vor Ort, um Aufnahmen für die nächste, dann bereits 50. Sendung „Wirtshausmusikanten beim Hirzinger“ vorzunehmen. Die „Wirtshausmusikanten beim Hirzinger“ ist eine Sendereihe des Bayerischen Rundfunks, in der die Moderatoren traditionelle und moderne Volksmusik in der Tradition der bayerischen Wirtshausmusik präsentieren. Veranstaltungsort ist der Saal des Gasthauses Hirzinger, dessen Inhaber Lenzi Hilger selbst zu einem festen Bestandteil der Sendungen geworden ist. Traudi Siferlinger hat den “Wirtshausmusiken” von Anfang mit ihrer musikalischen Handschrift geprägt, und auch die Jubiläumssendung wird die gebürtiger Bad Endorferin zusammen mit ihrem Co-Moderator Dominik Glöbel gewohnt charmant moderieren. Wir trafen Traudi Siferlinger in Söllhuben zu einem Gespräch und konnten ihr folgende Fragen stellen:
- Liebe Traudi, wie und wo ging es mit den Wirtshaus-Musikanten eigentlich los?
Mit einem Anruf von der Redaktion fing 2005 alles an. Die haben mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, eine neuartige Sendung zu gestalten, die anders ist als alle anderen Volksmusikformate im BR. Da ich damals schon seit 10 Jahren die Vision hatte, traditionelle und neue Volksmusik miteinander zu verbinden, musste ich nicht lange überlegen. Ich stellte 9 ganz unterschiedliche Sendungen musikalisch zusammen, die im Pschorr in München aufgezeichnet wurden. Diese Sendungen moderierte noch Gerd Rubenbauer, und ich war für ihn die „Einflüsterin“.
- Ab wann und wieso wanderte der Aufzeichnungsort nach Söllhuben und wieso blieb es bis jetzt beim Hirzinger?
Nachdem der BR entschieden hatte, dass die weiteren Sendungen zur Prime Time am Sonntag in „Unter unserem Himmel“ gesendet werden und ich sie zusammen mit Wolfgang Binder moderieren sollte, hat man auch gleich einen neuen Aufnahmeort gesucht, der nicht in der Stadt, sondern auf dem Land liegen sollte. Wir haben dann eine Sendung im Museum von Markus Wasmeier produziert, was aber technisch zu aufwändig war. Also bin ich zusammen mit der Redaktion einen ganzen Tag lang durch Bayern gefahren und haben nach Wirtshäusern gesucht. Zum Schluss habe ich den Gasthof Hirzinger vorgeschlagen, unser letzter Halt auf dieser Tour, und es war der Redaktion ziemlich schnell klar: Das ist es! Der Lenzi hatte gerade seinen Stadl neu umgebaut und uns mit offenen Armen empfangen. Die Redaktion war begeistert. Da wir ein Wiedererkennungsmerkmal wollten, hat es sich angeboten, beim Hirzinger zu bleiben. Für mich war das eine große Freude, weil der Chiemgau meine Heimat ist und ich auf diese Weise wieder zu meinen Wurzeln zurückkehren kann.
- Was macht den Erfolg der langen Sendereihe aus?
Puhhh, das müsste man eigentlich das Publikum fragen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es unter anderem daran liegt, dass für uns die Authentizität der Gruppen und ihrer Musik oberste Priorität hat. Alle Musikanten dürfen und sollen so sein, wie sie sind. Außerdem achte ich bei der Auswahl der Gruppen und der Stücke immer darauf, die enorme Vielfalt zu zeigen, die es inzwischen in der traditionellen wie in der “neuen” Volksmusik gibt. Auch lege ich großen Wert darauf, immer wieder junge, unbekannte Gruppen vorzustellen und mit den unterschiedlichsten Gruppen aus Bayern, Österreich und der Schweiz eine gute Mischung hinzukriegen. Ich denke, dass das unseren Zuschauern ebenso gut gefällt wie mir selber und dass sie sich von den Wirtshausmusikanten auch nach der 50. Sendung noch bezaubern lassen. Ganz entscheidend für den anhaltenden Erfolg ist auch das großartige Team, das hinter der Produktion der Sendung steht, von der Redaktion und Regie über Ton und Kameraleute bis hin zu den Bühnenauern und Kabelträgern – die sind alle Spitze und es macht mir immer wieder große Freude, mit diesen engagierten Menschen zusammenarbeiten zu dürfen.
- Wo überall können die „Wirtshausmusikanten“ gesehen werden?
Da, wo das BR-Fernsehen empfangen werden kann, in ganz Deutschland und in Teilen von Österreich, wo die Wirtshausmusikanten besonders gerne geschaut werden. Und natürlich überall, wo es einen Internetanschluss gibt. Das wird mir immer wieder bewusst, wenn ich in Italien oder in der Schweiz auf der Straße angesprochen werde oder Mails aus der ganzen Welt bekomme, ob aus Israel oder Kalifornien.
- Von welchen besonderen Rückmeldungen und Reaktionen von Zuschauern kannst Du berichten?
Ein Standardsatz ist: wir schauen jede Sendung und lassen keine aus. Das freut mich natürlich unglaublich, wenn nach 50 Sendungen immer noch so gern die Wirtshausmusikanten geschaut werden. Vor kurzem hat mir ein Fan erzählt, sie haben in einem Festzelt für den Papa zum Geburtstag die Wirtshausmusikanten nachgespielt und selber Gruppen eingeladen. Das Geburtstagsgeschenk waren dann die „echten“ Karten für die letzte Aufzeichnung. Mein Double habe ich da dann auch kennen gelernt. Sehr lustig …
Manche Leute erzählen mir auch, dass sie sich in Dirndl und Lederhose vor den Fernseher setzen und sich eine Brotzeitplatte wie die bei den “Wirtshausmusikanten hinstellen. Viele machen daheim auch bei unseren Mitsingaktionen mit oder schwingen vor der Mattscheibe das Tanzbein …
- „Aus der Region – für die Region!“ – gilt das auch für die „Wirtshausmusikanten“?
Es ist mir ein großes Anliegen, neben Musikanten aus anderen Regionen Bayerns, der Schweiz und Österreich auch die einheimischen Gruppen aus der näheren Umgebung in unsere Sendung zu holen. Die Frasdorfer Geigenmusi, die Geschwister Stuhlmüller, die Stoabergmusi, Doiwinkel Musi, Cuba Boarischen – um nur ein paar aufzuzählen – waren schon beim Hirzinger.
- Kann man auch von einem touristischen Werbewert für das Rosenheimer Land und für den Gasthof Hirzinger sprechen?
Ich denke schon. Fast überall, wo ich hinkomme – und ich bin viel unterwegs -erzählen mir die Leute immer wieder, dass sie schon einmal beim Lenzi waren und Urlaub im Chiemgau gemacht haben. Davon, dass der Hirzinger Gäste aus dem In- und Ausland anzieht, können die Bedienungen beim Lenzi ein Lied singen, weil sie immer nach “dieser Fernsehsendung” gefragt werden.
- Mit welchen Mitwirkenden dürfen wir bei der Jubiläums-Sendung rechnen?
Mit der Kapelle So&So, der Woideck Musi, den Gruppen Luz Amo und Dreimalig, und der Friesacher Frauenzimmermusi aus der Steiermark. Dazu habe ich als besonderen Gast Heinz Grobmeier aus Hemau eingeladen, der auf seinen ausgefallenen Glasinstrumenten musiziert
- Wann wird die Erst-Ausstrahlung im Bayerischen Fernsehen sein?
Vorraussichtlich am Sonntag 23.06.2019 um 20.15
10.Was sind Deine persönlichen Wünsche für die Zukunft?
Gesundheit für uns alle und dass ich weiterhin mit viel Freude neue Gruppen entdecken und schöne Sendungen machen kann, die den Zuschauern in Bayern und anderswo unsere schöne und vielfältige Volksmusik in ihrer ganzen Bandbreite näher bringen.
Vielen Dank für dieses Gespräch. Interview: Toni Hötzelsperger – Fotos: Thomas Merk/Horst Keim/Toni Hötzelsperger (Porträts)
Hinweis:
Die nächste Sendung – Folge 49 – wird am Ostersonntag 21.04.2019 um 20.15 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt. Mit dabei:
Ziach Expedition
Chiemgauer Saitenensemble
Kapelle Kaiserschmarrn
Geschwister Artner und Stoiber Duo
Gast: Norbert Neugierg
Moderation: Traudi Siferlinger und Dominik Glöbl
Mus. Leitung: Traudi Siferlinger