Heinz Wallner Ehrenvorsitzender des Bayernbunds
Kreisverband Traunstein würdigt seine Verdienste – Vortag von Dr. Norbert van Handel
Chieming. Großen Anklang fand die Veranstaltung des Kreisverbands Traunstein des Bayernbunds auf Gut Ising anlässlich der Ernennung von Heinrich Wallner zu dessen Ehrenvorsitzenden. Kreisvorsitzender Dr. Franz-Xaver Heigenhauser vollzog damit den einstimmig gefassten Vorstandsbeschluss. Verbunden war die Ehrung des Bayernbunds mit einem Vortrag von Dr. Norbert van Handel, Ehrenprokurator des St. Georgs Ordens des Hauses Habsburg-Lothringen, zum Thema „Bayern, Österreich und Europa“.
Kreisvorsitzender Dr. Franz Heigenhauser würdigte die Verdienste Wallners, der mit Herzblut das Amt des Kreisvorsitzenden 15 Jahre lang ausgefüllt und sich unermüdlich für die Belange unserer Heimat eingesetzt habe. In seiner Laudatio ging Dr. Heigenhauser weiterhin auf die Aufbauleistung Wallners ein, der den Kreisverband von bescheidenen Anfängen zu einer Blüte mit über 100 Mitgliedern geführt habe. Als einen Höhepunkt seines Wirkens für die hoffentlich „bayerische“ Leitkultur bezeichnete er das in Kooperation mit dem Kreisverband Rosenheim und unter fachlicher Anleitung von Ministerialdirigent a. D. Dr. Helmut Wittmann erarbeitete Lesebuch „Freude an der Mundart“, das regen Absatz in Kindergärten und Schulen finde. In Münchner Schulen werde es zudem als Lernhilfe zum Erlernen der „Fremdsprache Bayerisch“ verwendet. Als Dank und Anerkennung überreichte Dr. Heigenhauser ihm einen Bayerischen Löwen mit Wappen aus Nymphenburger Porzellan. Seiner Frau Irmingard Wallner übergab er einen Blumenstrauß.
Wallner bedankte sich sichtlich gerührt und ging auf den zuvor stattgefundenen Vortrag ein. Wallner meinte, dass Bayern unsere Heimat und ein Europa der Regionen unsere Zukunft sei. Europa bestehe nicht nur aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, sondern auch aus osteuropäischen Ländern, denen wir auf Augenhöhe und mit Respekt gegenüber stehen müssten. Er zitierte Peter Gauweiler mit den Worten „Moskau liegt in Europa, Washington nicht“.
Des Weiteren erwähnte Wallner die großen Herausforderungen, mit dem sich der Bayernbund auseinander setzen müsse. Laut einer Studie des Landkreises Traunstein leben zur Zeit mit rund 177 000 Menschen im Landkreis einige Tausend mehr als noch vor zehn Jahren. Und dies mit steigender Tendenz. Davon seien rund 2000 anerkannte Flüchtlinge sowie zwischen 7000 und 8000 Mitbürger aus dem EU-Raum. Einen erheblichen Anteil macht nach Wallners Einschätzung der innerdeutsche Zuzug aus. Es wäre interessant, den Prozentsatz zu erfahren, so Wallner, der von einem nicht unerheblichen Prozentsatz von schätzungsweise 30 Prozent ausging.
Auch diese Menschen müssten integriert werden, was oft gar nicht so einfach sei, denn jeder Mensch, der hier lebe, brauche Wohnraum, Infrastruktur, Läden, Straßen, medizinische Versorgung usw. Auf der anderen Seite diskutierten wir über den Flächenverbrauch, denn Naturschutz, Landwirtschaft, Tourismus und Erholung sowie Gewerbe wollten auch expandieren. Dass dies im Einklang bewältigt werden könne, ist für Wallner die große Herausforderung in den kommenden Jahren. Dabei müssten wir uns jedoch die Bewahrung unserer Identität vor Augen halten, sagte er.
In der launigen Begrüßung des Referenten meinte der Kreisvorsitzende Dr. Heigenhauser, als ein in München geborener österreichischer Staatsbürger, müsste sich Dr. van Handel im Chiemgau eigentlich ganz wohlfühlen, da der Landstrich zwar nicht mehr Österreich, aber noch nicht Deutschland sei. Dr. van Handel ging auf die sehr wechselvolle Geschichte in den Beziehungen zwischen Bayern und Österreich ein, die er mit früher „verfreundet“ (verwandtschaftlich verbunden), „verfeindet“ (etwa die Allianz Bayerns mit Napoleon) und heute „befreundet“ umschrieb. Er stellte die Frage, ob sich Bayern etwas Gutes angetan habe, als es bei der Reichsgründung 1871 „gegen Bezahlung“ seine Souveränität an Berlin abgegeben habe. Er glaube, die Geschichte des 20. Jahrhunderts wäre anders verlaufen, wenn dieser Schritt nicht gemacht worden wäre.
Den Zustand Europas sah er als überzeugter Europäer mit Sorge. Nur eine grundlegende Erneuerung könne den Bestand der EU retten. Die EU sei gewaltigen Zentrifugalkräften ausgesetzt. Die dominierende Achse „Berlin-Paris“ sowie der Brüsseler Zentralismus stießen insbesondere in den Ländern Mittelosteuropas „sauer auf“. Sie seien aufgrund ihrer Geschichte nicht bereit, den Moskauer gegen den Brüsseler Zentralismus einzutauschen. Wien könnte diesbezüglich ein Brückenbauer sein. Wie überhaupt Wien als Zentrum des Habsburger Kaiserstaats geradezu symbolhaft auf ein europäisches Modell verweise, bei dem der Respekt vor den Völkern mit ihren kulturellen Prägungen auf der gemeinsamen christlichen Wertebasis im Mittelpunkt stehe. Ohne Christentum kein Europa, betonte Dr. van Handel.
Europa habe jetzt die Chance, sich auf der Grundlage seines christlichen Fundaments als Gemeinschaft der Vaterländer neu zu erfinden. Der Aufbruch zu einem neuen Europa sei in Ländern wie Slowenien oder Kroatien, aber auch im Norden Italiens in den Regionen Lombardei und Venetien zu spüren. Und auch Bayern könnte sich gemeinsam mit Österreich diesem Aufbruch zu einem Europa der Vaterländer anschließen. Im Hinblick auf diesen Gedanken habe ein hochrangiger ehemaliger Mitarbeiter der bayerischen Staatskanzlei bemerkt, dass er durchaus Chancen für einen Austritt Bayerns aus der heutigen Bundesrepublik Deutschland sähe. Dieser Schritt sei notwendig, da nur ein souveränes Bayern im Konzert der mitteleuropäischen Vaterländer seiner Rolle und Bedeutung gerecht werden könne. © Günter Buthke jun.
Foto: Zum Ehrenvorsitzenden des Kreisverbands Traunstein des Bayernbund ernannte der Kreisvorsitzende Dr. Franz-Xaver Heigenhauser (rechts) den langjährigen Kreisvorsitzenden Heinz Wallner und überreichte ihm einen Bayerischen Löwen. Zu den Gratulanten gehörte auch Dr. Norbert van Handel, Ehrenprokurator des St. Georgs Ordens des Hauses Habsburg-Lothringen (links). (Foto: Wallner)